Dienstag, 1. März 2005

Die Medien, das Dorf und die Säue

"... und zweitens sollten sich Politiker, egal welcher Couleur, nicht aufregen über das, was die Medien machen, denn sie spielen das Spiel ja mit. Nehmen Sie „Sabine Christiansen“ vom Sonntagabend: Was zum Teufel haben da drei Mitglieder des Untersuchungsausschusses, der seine Arbeit gerade erst begonnen hat, zu suchen? Die sollen sich auf ihre Arbeit konzentrieren und nicht im Fernsehstudio verkünden, was sie im Untersuchungsausschuss glauben erfahren zu können. Da fehlte nur noch die Abstimmung per TED, wer die bessere Figur gemacht hat", Michael Jürgs (Chefredakteur des Stern) über die "Visa-Affäre" und das Wechselspiel von Medien und Politik.

Donnerstag, 24. Februar 2005

Boomtown Bloggersdorf

"Tatsächlich haben Blogs in den USA bereits eine Art Bonsai-Boom ausgelöst. Die ersten Journalisten schmeißen ihre Tagesjobs hin, weil sie durch Anzeigenwerbung auf ihren persönlichen Weblogs auf einmal mehr verdienen. Amateure entdecken ihr Schreibtalent durch reines Ausprobieren und begeistern mitunter mehr Leser, als so manches, professionelle Web-Magazin und die ersten Entrepreneure gründen bereits ganze Blog-Farmen – mit bezahlten Schreibern. Letztens gab es sogar die ersten aggressiven Abwerbungen von professionellen Bloggern. Fast ein wenig wie früher, nur zwei, drei Nummern kleiner." Mario Sixtus schreibt über Loïc Le Meur.

Die Wahrheit

... über Dänemark buchstabiert uns heute die taz.

<IronieOn>
Wenn sich das Wahlvolk verwählt hat, sollte es das besser nochmal üben, meinen die ersten Stimmen:
<IronieOff>

"Neuwahlen wären aus meiner Sicht die sauberste Lösung", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Helmut Lamp der Zeitung "Bild" (Donnerstagausgabe) einem Vorabbericht zufolge. "Das würde auch dem Willen der großen Mehrheit der Schleswig- Holsteiner entsprechen." Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Ole Schröder nannte Neuwahlen einen "möglichen Weg".

Mittwoch, 23. Februar 2005

Die gefährliche Blogmeute

"Mag da noch jemand behaupten, die Blogger seien moderne Journalisten?" fragt die FAZ im Zusammenhang mit dem Rücktritt des CNN-Nachrichtenchef Eason Jordan nach seinen umstrittenen Äußerungen über die Rolle amerikanischer Streitkräfte beim Tod von Journalisten im Irak. Und weiter "Doch der kaum zu steuernde Wirkungskreis der Blogosphäre liegt weniger auf dem Gebiet des authentischen Journalismus, sondern auf dem von Lauffeuerklatsch. So fand Eason Jordan in der frei flottierenden Gerüchteküche weder die Zeit noch den Raum für eine authentische Klarstellung des Geschehens, die Blogger hatten ihn mit ihrer Urteilsschnelligkeit schlicht überrannt." (siehe auch hier und hier)

Weniger schwarzweißmalend ein Beitrag von Robin Meyer-Lucht im perlentaucher, der zu dem Fazit kommt "Die Vorteile von Weblogs können zugleich ihre Nachteile sein. Den Möglichkeiten stehen der Verlust von Beschränkungen gegenüber, der kulturell und sozial verarbeitet werden muss. Diese Verluste müssen nicht gefährlich oder nachteilig sein. Gefährlich wäre nur, sie aus Selbstbezogenheit zu leugnen."

Das auch die traditionellen Medien ganz ähnlichen Mechanismen unterliegen meint DonAlphonso im Zusammenhang mit der Visa-Affäre: "Blogger schiessen vielleicht mal einen Journalisten ab, entlarven eine gefälschte Ad Hoc, ärgern ein paar Abzocker. Aber eine fahrlässige Hetzjagd gegen die Bevölkerung eines anderen Landes durch einen hirnlosen Lynchmob der Medien, in jedem lokalen Schmarrnblatt, bei Kreisen, die nie ein Blog lesen werden, weil ein Rechtsaussen unbewiesene, wahrscheinlich sogar falsche Behauptungen aufstellt? So gesehen ist Journaille abknallen gar nicht so schlecht, sorry Kollegen, wenn ich Euch das so hart sage."

Dienstag, 22. Februar 2005

Die Qualität und das fehlende Paradigma

Tim Fischer beschäftigt sich (Eintrag vom 21.02.2005) mit Martin Roells Beitrag zur Qualität der deutschen Blogosphäre: Darüber hinaus zeigt die Diskussion, ob nun politische Diskussion in Blogs geführt wird, etc. bzw. der Vorwurf eines Mangels an politischer Diskussion in deutschen Blogs, dass die Kritiker (wieder einmal) nur den Blick über den großen Teich in Richtung USA gemacht haben und Vergleiche ziehen. Man darf nicht vergessen und - hier hat Röll vollkommen Recht -, dass die deutschsprachige Blogosphere noch in den Kinderschuhen steckt und in ihrer Entwicklung 2-3 Jahre hinter den USA. Betrachtet man die auf technorati & Co. die größten Blogs im Vergleich USA / D. zeigt sich sehr deutlich, dass in D. die führenden Blogs immer noch eine Meta-Diskussion führen, während in den USA bereits andere Themen (Politik, Krieg, etc.) vorherrschen.

No credibility. All they have is facts!

Für die prominenten Blogger wie Jeff Jarvis, Jay Rosen oder Captain Ed war der Fall Jordan eine gute Gelegenheit für einen Frontalangriff auf die Mainstream-Media. Dabei ging es um Arroganz und Schlampigkeit der Wahrheitsauffassung in den großen Medien und demgegenüber um die neue Macht der aufrichtigen größten Redaktion der Welt, der Citizen-Media, die auch einen gewissen Ethos wieder beleben. Lesenswerter Artikel auf Telepolis.

Seit einigen Tagen wird dieses Filmchen verlinkt, ein Auschnitt aus einer US-Comedyshow, sehr amüsant. Über die Hintergründe berichteten auch schon deutsche Medien, z.B. die TAZ.

Montag, 21. Februar 2005

Der Wahlkrimi von Kiel

Lange Zeit war ein Wahlabend in Schleswig-Holstein nicht so spannend wie der gestrige Sonntag. Und das Ergebnis steht noch nicht fest. Hatte es mehrere Stunden so ausgesehen, als wäre die regierende rot-grüne Koalition entgegen allen Prognosen dem schwarz-gelben Lager knapp unterlegen, ergibt sich nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis eine Pattsituation: Weder SPD und Grüne noch CDU und FDP werden im neuen Landtag über eine ausreichende Mehrheit an Sitzen verfügen, um das nördlichste Bundesland der Republik zu regieren. Das "Zünglein an der Waage" ist der Südschleswigsche Wählerverband (SSW), die Partei der dänischen und friesischen Minderheit, die seit 50 Jahren von der Fünf-Prozent-Hürde ausgenommen ist. Der SSW, der im Landtag und in den Kommunen (und programmatisch) traditionell eher der SPD nahesteht, wird nun Gespräche mit beiden Lagern führen, denn sowohl SPD als auch CDU erheben Anspruch auf die Regierungsverantwortung. Schon vor der Wahl hat der SSW die Tolerierung einer Minderheitsregierung nicht ausgeschlossen, wobei die Betonung immer auf "einer" liegt, also ohne öffentlich geäußerte Präferenz für eines der Lager. Eine echte Koalition wird von Seiten des SSW ausgeschlossen und ist eher unwahrscheinlich. Die Begründung: Man unterstütze das traditionelle Lagerdenken nicht und wolle eher im Sinne eines "skandinavischen", "kooperativen" Politikverständnisses handeln. Im Hintergrund spielt sicherlich die Sonderrolle, die der SSW aufgrund der Befreiung von der Fünf-Prozent-Klausel spielt, eine Rolle, denn dieser ist sich die kleine Partei sehr wohl bewußt.

Da die Wähler und Wählerinnen in unserem Lande nicht für klare Verhältnisse gesorgt haben, wird es jetzt um die Deutungshoheit über das Ergebnis in den Medien gehen. Da ist von Seiten der CDU-Granden im Bund und Land von der "Koalition der Verlierer", die nicht die Regierung stellen dürfe und von "Verfälschung des Wählerwillens" die Rede; davon, dass "50000 Dänen nicht die Landespolitik bestimmen können" usw. In der Haut von Anke Spoorendonk, Spitzenkandidatin des SSW, möchte man in den nächsten Tagen nicht stecken, den der öffentliche Druck wird sicherlich zunehmen, geht es doch um die Macht im Lande. Eben forderte ein Kommentator des NDR in den Tagesthemen eine große Koalition - ohne Heide Simonis - unter Hinweis auf die großen Probleme im Land - und ganz so, als ob diese Probleme ein schleswig-holsteinisches Alleinstellungsmerkmal wären. Ich bin gespannt, welche Argumente dem "bürgerlichen" Lager in den kommenden Tagen noch einfallen werden, um die bisher eben nicht gewonnene Wahl für sich zu entscheiden.

Updates:
[1] SHZ am zweiten Tag nach der Wahl
[2] SpOn "Machtkampf um Mehrheitsmacher"
[3] FR "Absturz aus Zwischenhoch"

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