Mittwoch, 19. Januar 2005

Traditionelle Medien vs. Blogs

Anfang der Woche sorgte ein Beitrag des SAT1-Magazins PLANETOPIA für allerhand Aufregung unter den Bloggern.
Dank der Firma mit dem Apfel im Logo und der MP4-Datei hier, habe ich mir den Bericht anschauen können (Der Sender SAT1 gehört nicht zu meinen bevorzugten Nachrichtenquellen). Es wird in der erwartet reißerischen Manier über das Blog-Phänomen berichtet und drei Blogger exemplarisch vorgestellt. Schon in der Anmoderation des Beitrags kommt die Warnung, niemand kontrolliere den Wahrheitsgehalt der Blogs.

Der Kommunikationsexperte Prof. Christoph Neuberger vetritt die These, in Blogs werde "erst veröffentlicht, dann geprüft". Bei den tradionellen Medien sei das umgekehrt (pikant am Rande: die Ente, mit der die Unglaubwürdigkeit der Blogs untermauert werden soll, stammt angeblich aus eher tradionellen Medien).

Am Anfang werden einige Internetcafe-Besucher (wie ich vermute) befragt, ob sie den wüssten, was eine Weblog sei ("Nö..." , "Ja, meine Freundin hat da son Online-Tagebuch... ").

Die drei vorgestellten Blogger, Meike Adam (girl_from_mars), Jörg Kantel (Schockwellenreiter) und Johnny Haeusler (Spreeblick) vertreten drei recht unterschiedliche Ausprägungen in der Blogosphäre. Da ist das - nach ihrer eigenen Aussage - etwas exhibitionistisch angehauchte Blog des girl_from_mars, das hauptsächlich über Privates (sprich Dates) berichte. Das "News"-Blog des Schockwellenreiters und das "Szene"-Blog aus der Hauptstadt, das mit dem Jamba-Kurs für Aufsehen sorgte.

Die Jamba-Geschichte dient als Beispiel für den Nachhall, den ein Blog verursachen kann; für die Gefahr, die dem Ruf eines Unternehmens von diesem unkontrollierten Medium drohe (Da ist sie wieder, die gefährliche, starke Vernetzung untereinander). Ein Pressesprecher von Jamba darf dann auch noch etwas Bla-Bla sagen.

Der Schockwellenreiter kam am schlechtesten weg, wurde doch über eine Geschichte berichtet, bei der er einer Falschmeldung aufsaß. Dementsprechend fiel die Reaktion nach der Ausstrahlung aus ("PLANETOPIA lügt"), das girl_from_mars fragte sich, was mit den Stunden von Filmmaterial geschehe, das gedreht und nicht verwendet wurde. Der Spreeblick nahm's mit Humor. Mittlerweile hat sich die Aufregung wieder etwas gelegt.

Warum die ganze Angstbeisserei der "professionellen Journalisten"? Blogs treten in Konkurrenz zu den klassischen Medien, wenn Sie "relevant" werden, ihre Geschichten Wellen schlagen und sie quasi die Rolle der Medien übernehmen. Nun kann man sarkastisch bemerken, dass ein Sender wie SAT1 von seinen Zuschauern natürlich nicht besonders viel Medienkompetenz erwartet und er sie deshalb natürlich zu Recht vor solchen Gefahren wie Blogs und "ihren" ungeprüften Geschichten warnen muss. Ganz nachvollziehen kann ich aber die Empörung Jörg Kantels und der anderen Blogger nicht. Denn eine gesunde Portion Naivität gehört meiner Meinung nach schon dazu, von einem Magazin wie PLANETOPIA so etwas wie einen objektiven oder neutralen Bericht zu erwarten. Zumindest hatte die Redaktion in soweit gut recherchiert, dass sie die Finger in die offenen Wunden der Blogger legen konnte. Der Bericht verdichtet die Diskussion sehr stark, aber ist die Verdichtung nicht vielleicht auch Aufgabe der Medien? Zumindest gehört sie wohl zum Handwerkszeug.

Am Schluß wurden dann noch die Tsunami-Blogs lobend erwähnt, dieser Teil der Sendung ist aber nicht mehr Teil des MP4-Files. Aber das stand ja sowieso schon in der Zeit und was schreibt der Don so treffend: "... man weiss nie, was einem in der Blogosphäre als nächstes passiert."

Nachtrag 1: Der Text des PLANETOPIA-Berichts steht hier.

Nachtrag 2: Ein Echo gibt's auch beim Spindoktor hier, (Eintrag vom 18.01.05).

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